Liebe Leser,
heute habe ich ein weiteres Thema abseits des sonntäglichen Evangeliums, oder einer Predigt, die ich gut fand. Während des Gottesdienstes sollte man aufmerksam sein, der Statio zu Beginn oder vor der Lesung, vielleicht auch vor dem Evangelium lauschen, um sich dann der Predigt widmen zu können. Aber ab und wann ist man eher wachsam für das, was während dieser Abschnitte passiert. So ist es ihnen sicherlich auch schon ergangen, oder? Damit zeigt man Desinteresse am Gottesdienst oder sogar der Predigt, sondern irgendwie spürt man im innersten, dass man dieser Szene folgen sollte.
So heute ergangen mir im Gottesdienst. Vorne im Altarraum hat man sicherlich den besten Platz, um solche Ereignisse wahrzunehmen und zu beobachten. Nun gut, die Handlung startet:
Die Predigt unseres Pfarrers hatte begonnen, da kam hinten ein junger Mann mit Kapuzenpulli in die Kirche, machte das Kreuzzeichen und ging leise an der Wand nach vorne, näherte sich dann auch – ohne jemanden zu stören – der Hl. Jungfrau Maria. Warf Geld in den Opferstock, um sich eine Kerze zu kaufen, zündete diese an und betete in Stille. Nach einiger Zeit erhob er sich und ging den gleichen Weg wieder zurück zum Ausgang, machte sein Kreuzzeichen und verließ die Kirche.
Fast niemand, so meine Beobachtung, nahm Notiz von diesem jungen Mann. Er störte nicht den Gottesdienst. Er war ganz im Gebet versunken, nahm hier auch nicht die Predigt wahr, weil es für ihn wichtiger war, direkt eine Fürbitte zur Hl. Jungfrau Maria abzusetzen. Vielleicht bat er um Genesung für eine kranke Person, Kraft bei einem wichtigen Ereignis, oder sonstiges. Er kam spontan, sah dass die Kirche offen war und ging, vor, um zu beten. Vielleicht war er der deutschen Sprache auch nicht sicher, so dass er den gesamten Gottesdienst nicht beiwohnen wollte/konnte. Ich weiß es nicht.
Aber ich fand es spannend, und es hat mich den Tag über nicht losgelassen.
Wenngleich das heutige Evangelium um Vertrauen und Liebe, weitestgehend ging. (Joh. 21,1-19)
Jesus, der am Galiläischen Meer die Apostel trifft, die ihn aber zunächst nicht erkennen, erst als er sie wieder zum Fischen schickt und eine Unzahl von Fischen gefangen wird. Danach stellt Jesus Petrus 3 x die Frage „Liebst Du mich?“, Petrus beantwortet dies mit „Ja“ und wird dann mit „Weide meine Schafe, Weide meine Lämmer“ beauftragt, so erst einmal. Sicherlich ist die Predigt daraus auch eine großartige Sache gewesen, die ich mitgenommen habe, aber unterbrochen vom Gebetssuchenden.
Was ich hier nun bogenspannend sagen möchte ist. Die Liebe Jesu Christi war heute sicherlich genauso im Evangelium und der Predigt spürbar, wie sie in dem Ereignis des Gebetssuchenden war. Er wusste, dass die Liebe Jesus und seiner Mutter Maria ihn nicht abweisen würde. Und er wurde zumindest enttäuscht, dass er Beten konnte.