Eine sehr ungewöhnliche Überschrift für einen Beitrag. Berufung – Reflexion eines sehr großen Komplexes. Denn Berufung gibt es wirklich nicht nur im kirchlichen Bereich. Berufung ist Global zu sehen. Ein Konzertpianist, der mit seinem Talent die Zuhörerschaft begeistert hat seine Berufung gefunden, dies mal nur so als Beispiel vorweg.
Ich fange gleich mal mit einem heißen Eisen an. Das ist die Berufung der Frauen in geistlichen Berufen. In der evangelischen Kirche, aber auch in der anglikanischen Kirche ist das kein Thema, dass Frauen das Priesteramt ausüben. Doch wie sieht es hier in der römisch-katholischen Kirche aus? Man verwehrt sich noch dem Gedanken, dass eine Diakonin oder Priesterin am Altar steht. Ist das aber heute noch so tragbar? Als römisch-katholischer Christ muss man vorsichtig sein, mit dem was man in der Öffentlichkeit sagt. In der Geschichte der Kirche gab es immer wieder starke Frauen, die Berufen waren, von Gott, sein Werk zu tun. Diese Berufungen waren zwar keine Priesterinnen, aber als Vorbereitung durch göttlichen Geist zu sehen. Theresia von Avila, Hildegard von Bingen, Edith Stein, Jean d’Arc. Nur mal eine Reihe von bekannten starken Frauen zu nennen. Wäre ihr Wirken heute bekannt, wenn Gott hier nicht gewirkt und ihre Berufung bestätigt hätte? Frauen, davon bin ich heute auch überzeugt, können wie Männer den Ruf Gottes als Gnadengeschenk empfangen und von ihm auf einen neuen Weg geschickt werden. Aber! Gott ruft!, so wie er beispielsweise Samuel im Tempel gerufen hat. Diesen Ruf zu unterscheiden von einer „Wahrnehmung“ oder dem „Hirngespinst“, dafür bedarf es einer klaren Trennung. Kommt dieser Ruf für mich „hörbar“ aus meinem innersten um das Herz herum, oder eher aus dem Kopf heraus? Denn dieser Ruf erzeugt auch Regung in mir, das ist der Unterschied.
Kann eine Berufung sich verändern, oder aber ganz verschwinden?
Klingt merkwürden, aber ich denke eine Berufung, oder der Ruf Gottes kann sich durchaus verändern, wenn sich Wesenszüge im Menschen ändern, oder Gott etwas anderes in einem sieht. Aber Gott hat diese Veränderungen alle eingeplant, so dass wir hier nicht von Überraschung reden können, höchstens bei uns. Wichtig in der heutigen Zeit aber ist der Dienst am Menschen, und zwar an den Menschen, die selbst nicht ihre Stimme erheben können, oder deren Scham zu groß ist, um Hilfe zu erbitten. Hilfe geben, den Sinn des Lebens wieder in den Vordergrund zu stellen, Zukunftsperspektiven aufzeigen, wo man selbst keine sieht. Gottes Liebe im Glauben mit diesen Menschen teilen, um so die scheinbar verlorenen Kinder wieder in die Gemeinschaft des Gottesvolkes und in den Schoß des himmlischen Vaters zu holen.
Dazu braucht es Menschen, die bereit sind, auch mit wenig oder gar keiner Bezahlung, ihrem Ruf zu folgen, um diesen, ihrem Ruf zu folgen und für die Bedürftigen da zu sein. Denn der Lohn, der uns alle im Himmel vom Gott erwartet, der ist größer, als alles, was wir hier bekommen können.
Amen