Im Rahmen von Trauerverarbeitung habe ich mich dafür ausgesprochen, Einzelexerzitien mit geistlicher Betreuung per Telefon zu absolvieren. Was bedeutet das für mich, was erwarte ich ?
Meine Mutter ist nun fast einen Monat tot, die Beerdigung war vor etwa 2 Wochen. Eigentlich noch alles frisch, gerade wenn ich die Bilder mir anschaue, die ich in dem Zeitraum gemacht habe, um mich persönlich mehr erinnern zu können. Für mich war wichtig, dass ich vom Glauben betrachtet, nochmals eine innere Einkehr vollziehe, um in der von mir benötigten Stille und Abgeschiedenheit den Abschied für mich selbst zu erkennen, meine Gefühle zu beobachten und im Gebet ins Gespräch mit Jesus Christus zu kommen.
Man sagt, für die Trauer gibt es Trauercafe’s, Trauerbegleiter, Psychologen. Alles schön und gut, ich habe dies abgelehnt, da für mich der Glaube im Vordergrund steht und zwar der Glaube, der nicht von irgendwelchen weltlichen Obliegenheiten „verschmutzt“ ist. Denn wer ist der beste Zuhörer überhaupt, wenn nicht Jesus Christus ! Gebete wie Stundengebet, Rosenkranz sind bekannte Formen. Impulse aus der Bibel lesen und dann auf sich wirken lassen und die Erfahrungen ( Gefühle, Wahrnehmungen der Umwelt ) dann mit Jesus Christus auszutauschen, vielleicht die Ängste und Wünsche im Gebet vor ihn hintragen, das alles ist eine wundervolle Art, hier den inneren Frieden zu erhalten. Der geistliche Begleiter gibt aus den Erfahrungen dann auch noch wertvolle Inspirationen, mit denen die nächsten Schritte gelenkt werden. Wie gehe ich nun vor, oder wie sollte man vorgehen ?
Grundstruktur festlegen. Feste Zeiten für Frühstück, Mittagessen, Vielleicht Kaffee oder Tee am Nachmittag und Schlussendlich das Abendessen bilden den äußern Rahmen.
Dazwischen werden dann Blöcke eingerichtet, in denen man Betet, Impulse liest und dann zunächst mit sich selbst reflektiert, Spaziergänge in der näheren Umgebung des Ortes, also kein Auto benutzen. Und
vielleicht auch alltägliches tun, aufräumen, Erinnerungen an den verstorbenen anschauen und vor dem inneren Auge gemeinsame Ereignisse nochmals erleben.
Niemals sollte man zu viel reinpacken oder sich ärgern, wenn ein Block nicht so abgelaufen ist, wie er geplant war, beim zweiten Hinschauen oder Hinhören entdeckt man schnell die Gründe, warum es so sein musste.
Mein heutiger Ablauf war wie folgt:
Nach dem Aufstehen, zunächst die Laudes aus den Stundenbuch ( Jahreskreis oder App ) gebetet. Danach noch eine Impuls aus meinem Buch „Hab keine Angst und fürchte dich nicht“ von Anselm Grün (Verlag bene) in dem es um Trauer und Angst geht und wie man diese bewältigen kann. Dort habe ich den Spruch „Als mir angst war, rief ich den Herrn an“ (2. Samuel 22,7) sehr nützlich gefunden, also er blieb hängen. Mein Geistlicher Begleiter sagte mir dann auch im Tagesgespräch, dass man die Sorgen, Nöte und Ängste persönlich vor Jesus tragen kann, oder aber in den Fürbitten der Laudes / Vesper. Einleuchtend nicht ? So kleine Sätze haben eine kraftvolle Wirkung für uns.
Auch habe ich einen Abstecher zum Friedhof gemacht – ok da hab ich dann das Auto benutzt, war ja auch kein Spaziergang – um in Stille vor dem Urnengrab zu stehen und die Stimmung einzufangen. Aus dem Losungsbuch der Herrenhuther Brüdergemeinde lass ich dann laut den Tagesspruch vor, weil er auch sehr passend war und ich mir dachte, dass meine Mutter hier das ganze mit friedlichem Gesicht wahrnimmt.
Nach dem Mittagessen gab es dann eine Aufräumaktion, um zu sortieren, was an Kleidung noch aufgehoben wird und was in die Kleiderkammer gegeben wird. Da kommen halt schon einige Säcke zu, weggeben zusammen. Jetzt sitze ich hier vor dem Computer, um meine Erlebnisse zu dokumentieren.
Ich fühle mich gut, ruhig und erwarte nach einer erholsamen Nacht einen neuen Tag.
Zum Schluß…. Ich habe gestern und heute das erste Mal einen Schweinsbraten gebraten mit selbstgemachten Semmelknödeln. Und der hat fast so gut geschmeckt wie in München.