Kirchgang gestern, heute, morgen

Schwieriges Thema wie ich finde. Frage vorweg – Gehen sie noch regelmäßig aus Überzeugung in den Gottesdienst? Hand aufs Herz, was zieht uns heute in die Kirche, was hält uns davon ab, regelmäßig Sonntags oder Feiertags in die Kirche zu gehen?

Covid19 lautet sicherlich die erste Antwort! Man möchte gerne Sonntags länger schlafen, da man die ganze Woche hart gearbeitet hat. Was soll ich dort? Sind doch eh nur die gleichen Leute dort, und der Priester erzählt von Dingen, die ich nicht begreife! Dauert zu lang und ist zu prunkvoll – eben von gestern!.

So oder so ähnlich könnten die Antworten aussehen, die kommen würden. Das Thema mit Missbrauch von Schutzbefohlenen lasse ich mal außen vor. Und was bewegt uns, regelmäßig in den Gottesdienst zu gehen? Nun fange ich mal an. Jesus zieht mich dorthin, ich freue mich, mit ihm den Gottesdienst und den übrigen Gemeindemitgliedern feiern zu dürfen. Er lädt mich, er lädt uns ein, mit ihm zusammen zu feiern.

Feiern?! hört sich irgendwie aus Jugendlicher Sicht nach Party an, oder Familienfete. Aber er lädt uns ein zum „Gedächtnismahl“, das er seinen Jüngern am Gründonnerstag mit den Worten „Tut Dies zu meinem Gedächtnis“. Aber es sind auch die Lesung, das Evangelium und die Predigt, denen wir aufmerksam zuhören sollten, da hier Ratschläge Gottes, des Vaters an die Israeliten und auch an uns mitgeteilt werden.
Ratschläge? Wo sind in der Bibel Ratschläge „versteckt“. Wer genau zuhört, und auch selbst die Bibel liest, der wird diese Ratschläge entdecken, die sich als Weisheiten, Sprüche und sogar Offenbarungen uns eröffnen. Es sind Lebensweisheiten, die uns helfen sollen, den Alltag mit all seinen Tücken zu meistern und uns ermutigen, der Zukunft ins Auge zu blicken, wohlwissend, dass Jesus bei uns ist.

Ein Thema, welches ich hier noch ansprechen möchte ist dies: Ich habe keinen Anzug oder kein schönes Kleid, um in den Gottesdienst zu gehen und die Leute sehen mich dann an. Kleidung ist beim Gottesdienst erstmal – aus meiner Sicht – zweitrangig. Jesus – stelle man sich vor – würde da nicht sagen: „Geh nach Hause, zieh Dir was schönes an und dann komm wieder“ Nein! Er sagt „Schön, dass Du da bist, ich freue mich riesig, dass Du meiner Einladung gefolgt bist!“ Für ihn zählt nicht das äußerliche, sondern das innerste. Dein Herz, in das Du Jesus einlädst zu wohnen. Er schaut dort hinein und sieht Deine Hingabe, Deinen Willen, das Wort aus der Schrift zu hören und dann auch ihn bei der Kommunion zu empfangen. Also Lass die Menschen reden, wie Du ausschaust. Wenn Jesus Dich nicht abweist, dann kann dies ein Mensch schon gar nicht tun.

Gehen wir als Exkurs in die Vergangenheit. Zu Beginn des Christentums haben sich die Ur-Christen an geheimen Orten getroffen, um das Evangelium, die Leidensgeschichte, die Wunder von Jesus und Gottes großartige Taten von den Aposteln zu hören. Im Untergrund fanden diese Treffen statt. Aber diese Menschen waren vom Geist erfüllt und so glaubten sie an die frohe Botschaft, die Auferstehung, Vergebung der Sünden durch Gott und das ewige Leben. Erst Kaiser Konstantin legitimierte das Christentum und erhob es zur Staatsreligion. Rom, der einstige Verfolger der Christen, war nun konvertiert. Die Kirchen konnten nun wachsen. Die Menschen gingen voll Freude in aller Öffentlichkeit,
ohne Angst vor Verfolgung und Tod in die Kirche und feierten Gottesdienst. Und da fing es an mit der „besonderen“ Kleiderordnung der Priester und Bischöfe. Da die Kirche nun dem Staate ebenbürtig sein wollte, wandelten sich die Priestergewänder zu prunkvollen Roben, reich bestickt und verziert.
Fresken, Ikonen, Wandmalereien und wertvolle Gefäße (Kelche, Hostienschalen) folgten hier. Vom ursprünglichen einfachen „Kelch“ und Brotteller ist dann heute nichts mehr zu finden.

Würde heute der Zelebrant (Priester, Bischof) im einfachen Priestergewand ohne Schnörkel, mit einem einfachen „Kelch“ und einer einfachen „Hostienschale“ den Gottesdienst zelebrieren, wäre das dennoch feierlich, da Jesus Christus auch hier anwesend wäre. Die Einsetzungsworte, die bei der Wandlung am Altar gesprochen werden, lassen das Mysterium, der Jesus Christus in das Brot kommt und damit „leibhaftig“ und unmittelbar bei uns ist, erst passieren. Der Rest ist schmückendes Beiwerk. Der Mensch liebt es halt so und hat sich dieser „Wandlung“ in den letzten 2000 Jahren hingegeben.

Soll das nun heißen, dass ich das alles nicht gut finde. Nein, natürlich nicht. Ich wollte mit dieser Erläuterung klar machen, was das wesentliche ist, das uns in die Kirche zieht / ziehen soll. Und ein Gottesdienst nicht an Menschen festgemacht werden soll, sondern einzig und allein daran, dass wir Gottesdienst feiern, um Gott nahe zu sein in der Gemeinschaft und durch unsere Gebete viel mehr bewegen können, als nur alleine.

Zukunft der Kirche? Vermessen, aber ich wage eine Vision: Wenn wir als Christen uns nicht zu Gott umkehren und seinen Geboten folge Leisten, dann wird es immer mehr abgebrochene Reben am Weinstock geben, deren Stamm Jesus Christus ist. Ich glaube nicht unbedingt daran, dass wir uns neu erfinden müssen, sondern wir müssen aufhören, zu interpretieren, stattdessen die Fakten zu akzeptieren und mit dieser Erkenntnis der Jugend und denen, die sich vom Glaubensweg abgekehrt haben, die richtigen Perspektiven mit auf den Weg zu geben, ohne dass ein Gefühl der Ausgrenzung aufkommt.
Leider sind die vielen Medien, auch sozialen Medien hier Schuld daran, dass viele Christen vom rechten Weg geholt und auf einen Irrweg geschickt werden. Hier muss auch die Kirche kraftvoll gegensteuern.

Author: alex-aaron

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